Corona und die Angst - was nun?

Angst

Nach dem Nachtessen kehrt bei Familie Seifer wieder Ruhe ein. Die Küche ist endlich aufgeräumt. Oma Fanny setzt sich aufatmend in Ihren Sessel und ruft: „Kommt Ihr? Nachrichten!“ Ihre Enkelin Helen erwidert: „Nö Oma, es geht ja doch wieder nur um Corona, das braucht kein Mensch“. Und tatsächlich hört man den Nachrichtensprecher sagen: „Das Robert Koch-Institut meldet einen Höchststand an Corona-Toten in Deutschland“. Mutter Bertas Atem stockt, sie denkt: „Das betrifft uns, meine Familie, mich - direkt!“ Beklemmung macht sich breit, ihr Herz beginnt fühlbar zu klopfen, die Hände werden schweißnass. 

 

Max, Omas Enkel, bemerkt lässig: „Ich lass mir doch keine Angst einreden. Die ganze Situation ist ja geradezu unwirklich.“ Oma schaut Max prüfend an: „Nun Max, meinst Du nicht, dass es genug gute Gründe gibt, um vor dem Corona-Virus Angst zu haben? Die Gefahr ist doch real. Angst ist im Moment sicher kein Zeichen von Schwäche. Oder wie Dein Vater sagen würde, von geringer Resilienz. Kannst Du Dir vorstellen, dass Angst aufweckt und uns erlaubt sinnvoll zu handeln? Ich zum Beispiel werde mich genauer informieren. Ich möchte nämlich selbst bestimmt, sinnhafte Entscheidungen fällen. Ich finde, Angst schützt uns auch.“ 
Vater Willi steht auf und schaut seine Mutter stirnrunzelnd an: „Nun mach mal halb lang. Vor lauter Abstand und Maske, geht Max dann nicht mal mehr, im Freien mit seinem Freund joggen? Angst kann einsam machen. Oder?“ 

Oma: „Klar, eine gesunde Angst hat zwei Seiten. Letztlich ist es eine Frage wie intensiv und andauernd Angst unser Leben bestimmt. Dass wir völlig unbeschwert durch die Zeit der Pandemie gehen könnten, halte ich aber für unrealistisch.“ 

 

Corona-Angst – ein Kompass 

Am nächsten Morgen in der Küche.  Mutter Berta bereitet müde das Frühstück zu. Oma sieht prüfend zu Ihr hinüber. Sie fragt: „Und, wie geht es Dir?“ Berta: „Ich schlafe kaum und habe Gefühl es nicht mehr zu schaffen. Immerhin hat Max das Haus heute pfeifend verlassen.“   

Oma: „Ja ich finde auch, dass Max recht ausgeglichen wirkt. Er kann seine Situation erfreulich realistisch einschätzen.“ Der Vater: „Dann thematisiert das Thema Angst bei ihm nicht ständig. Sein kluges und lernfähiges Gehirn, findet die Angst sonst noch. Wir sollten Ihm nichts einreden.“  

Helen kommt eilig gelaufen, sie hat ein Plakat in der Hand: „Mama schau mal, das Bild hier zeigt Angstsymptome. Treffen mindestens vier zu, dann gibt es hier Vorschläge, die helfen können.“ 
Oma grinst: „Spannend – lass mal sehen.“ 
Helen: „Mama, echt, wir müssen was tun, das geht nicht, dass Du nicht schläfst.“ 
Vater: „Helen hat schon recht, so geht das nicht weiter. Lass uns, nach unseren Videokon- ferenzen, darüber reden, was wir tun können.“ 
Mutter: „Helen, was sind das für Vorschläge?“ 

„Hier steht: Die Freiheit unser Leben zu gestalten ist Fluch und Segen gleichermaßen. Keiner kann uns die Verantwortung abnehmen. 

Und dann geht es um: 

 Ist doch interessant, oder?“ 

Mutter: „Ok, klingt gut, bis später, 
ich muss weiter!“ 
 

Schaffen Sie sich eine 
Tages- und Wochenstruktur 

Am späten Nachmittag sitzen Berta, Willi und Oma zusammen. Berta berichtet über Ihre Sorgen, Sorgen wegen Sohn Axel, der in Freiburg studiert: „Er steht spät auf und lernt unregelmäßig. Wie soll das nur gut gehen?“ 

Oma: „Ja – eine Tages- und Wochenstruktur war schon immer, ein fester Bestandteil unsres Lebens. Nur so bleibt man psychisch gesund.“ Vater Willi: „Stimmt! Seht mal, was auf Helens Plakat steht“

 

 „Ohne eine Tagesstruktur muss für jede Aktivität eine Entscheidung gefällt werden, muss zwischen diversen Möglichkeiten abgewogen werden. Kein Wunder, dass das stresst und ermüdet. Die Entscheidung zwischen Pflicht und Lust tritt in den Vordergrund, denn eine Routine, durch die dieses Thema längst geklärt wäre, gibt es nicht.“ 

Oma: „Soll ich versuchen mit Axel zu sprechen?“ 

Berta: „Ja, gerne. Er soll, auf einen Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung achten. Und genug freie Zeiten, für Unerwartetes einzuplanen ist auch wichtig.“ 

Oma schmunzelnd: „Ich versuche es, gleich nachher. Besonders gerne, wenn auch Du einen Tagesplan machst, trotz Home-Office. Und vergiss Deine Joggingrunde nicht.“ 

 

Bewegen sie sich regelmäßig. 

Oma: „Hallo Axel, schön Dich zu hören. Was machst Du gerade? Hanteltraining? 

Du bist so außer Atem.“ 

Axel: „Nö, Sport allein ist öde. Und erzähl mir jetzt nichts. Dass Sport unser Immunsystem, Herz und Kreislauf stärkt und die Schmerzwahrnehmung verringert, weiß ich. Aber die Themen sind ja bei mir noch nicht so aktuell.“ 

Oma: „Du, da kann ich auch mit. Sogar unser Geist bleibt fitter durch Sport. Durch vermehrte Produktion von Endorphinen und Serotonin werden Stresshormone abgefangen, die Stimmung verbessert sich. Das betrifft Dich schon, oder?“ 

Axel: „Hey, Du bist fit! Was machst Du? Enkelstress abbauen, durch Waldbaden, wie in Japan?“ Oma: „Ernsthaft, seriöse Studien bescheinigen der Bewegung im Wald sogar eine antidepressive Wirkung.“ Axel: „Sag mal, liest Du irgendwo ab?“ 

Oma feixend: „Schnellmerker. Helen brachte heute Morgen ein Plakat zum Thema Angst. Aber, dass täglich mindestens 30 min Sport sehr hilfreich sind, wissen wir Alten schon ewig.“ Axel: „Mist, jetzt hätte ich fast mein Webinar verpennt. Ich melde mich nachher. Kannst ja solange Sportanleitungen in YouTube suchen, Tschü.“ 

 

Pflegen Sie soziale Kontakte und sorgen Sie für Freiräume

Die Familie sitzt beim Abendbrot zusammen, Berta sieht Helen nachdenklich an: „Sag mal Helen, was, auf Deinem Plakat, ist für Dich am Wichtigsten?“ 

Helen: „Ganz klar, die sozialen Kontakte. Meine Freunde, sogar die Klasse, fehlen echt. Was auf dem Plakat steht, leuchtet mir ein:“ „Längerfristige soziale Isolation steigert das Risiko an Depressivität, Ängstlichkeit, Schlafstörungen oder Stress zu erkranken.“ 

Oma: „Aber wir haben es doch gut, wir haben uns.“ Helen: „Echt cool, nie ist man ungestört. Schaut mal, wegen welcher Kleinigkeiten wir streiten. Und Mama ist ständig genervt.“ 

Willi: „Und was könnten wir tun?“ Helen: „Wenn ich Chatte, oder am Computer spiele, passt Euch das ja auch nicht.“ 
Willi: „Du bist, fast den ganzen Tag allein am PC. Wir haben Angst, dass Du in der virtuellen Scheinwelt untergehst.“ 

Max: „Vorschlag: Wir stellen, alle zusammen eine Liste auf, mit den Menschen, die Helen kontaktieren könnte. Vielleicht fühlst Du Dich dann nicht mehr so allein.“ 

Willi: „OK, einverstanden und danach überlegen wir gleich noch wie Mama mehr Zeit für sich bekommt. Sie hat keine Minute für sich. Logisch, dass Sie genervt ist. Außerdem würde es helfen, zu prüfen, ob wir die Aufgaben im Haus gerecht verteilt haben.“ 

Max: „Gut und Mama, ich finde, dass es helfen würde, wenn Du uns sagst, was Du brauchst und fühlst. Sonst traue ich mich nicht, zu sagen, was mit mir los ist. Immer nur zu funktionieren ist ätzend. 

Helen hat recht. Wir brauchen alle mehr Zeit für uns allein. Wir könnten vereinbaren wer, wann, wo nicht gestört werden darf.“ 

Oma: „Viel zu tun, lasst uns anfangen! Jetzt!“ 

 

Zeit für Corona Themen begrenzen 

Es ist spät geworden. Willi zu Berta: „Nachrichten? Oder bist Du zu müde? Was hindert Dich eigentlich, am Schlafen?“ Berta: „Mir geht so vieles durch den Kopf. Ob von uns auch jemand erkranken wird? Und mit welchen Folgen?“ Willi: „Oh, oh, Nachrichten sind wohl doch keine so gute Idee. Vielleicht schläfst Du besser, wenn wir nur noch 2 Mal pro Tag, zu festgelegten Zeiten, Nachrichten ansehen? Und sicher nicht vor dem Einschlafen.“ Berta:Dann sollten sich aber unsere Gespräche auch nicht ständig um Corona drehen.“ 

 

Das Gedankenkarusell → aktuelle, konkrete Probleme lösen 

Willi: „Kennst Du das, Gedanken, die einen nicht mehr loslassen? Wie im Kreis, ohne Ende?“ Berta lacht. Frag Deine Mutter, sie sagt: „Stopp die Gedanken ganz bewusst und konsequent, sobald Du Sie erkennst. Dann lenke die Gedanken um, zu konkreten Problemen, bei denen Du jetzt etwas ändern kannst.“ 

Unsere Gefühle sind in Ordnung. Nehmen wir sie an!  

Berta: „Tut mir leid, dass ich Euch mit meiner dummen Angst belaste. Mich abzulenken reicht da einfach nicht.“ 

Willi: „Aber Du kannst doch Gefühle nicht bewerten. Ein kluger Mensch sagte mir einmal“: „Gefühle sind Ausdruck unserer Bedürfnisse, sind sinnstiftend und können nicht wegdiskutiert werden. Lernen wir die Botschaften verstehen.“ 

Berta: „Das ändert nichts daran, dass sie mich momentan ständig belasten. Was meint Dein kluger Mensch dazu?“ 

Willi: „Er sagt, wenn wir Angst haben, sind wir immer auch angespannt. Also müssen wir lernen, uns zu entspannen. Entspannung und Angst kommen nicht gleichzeitig vor. Also ran an progressive Muskelentspannung, Yoga, Bewegung und Co. Such Dir aus, was Dir Spaß macht. Anleitungen gibt's gratis im Internet.“ 

Berta: „Ob Axel wohl wenigstens etwas Sport macht?“ 

Willi, amüsiert: „Klar, der kennt nun schon fast alle Bäume, an denen man Klimmzüge machen kann.“ 

Berta: „Na dann, die vorgestellte Angst soll ja, immer ist schlimmer sein als die Realität. Schlaf gut.“